Regelkunde
Entwicklung und Verbreitung
Kunstradfahren stammt aus der Zeit vor 1900. Zu jener Zeit ging es eher um die Beherrschung des Fahrrades und um das Fahren einer bestimmten Wegstrecke. Inzwischen hat sich der Kunstradsport zu einer technischen Disziplin entwickelt. Kunstradfahren wird grundsätzlich in den mitteleuropäischen Ländern wie Belgien, Deutschland, Frankreich, Österreich, in der Schweiz und in Tschechien ausgeübt. Insbesondere in den letzten Jahren haben Nationen aus dem asiatischen Raum wie China, Japan und Malaysia einen starken Zuwachs erfahren. Weltweit sind etwa 10'000 Hallenradsportler (Kunstradfahrer und Radballer) in ungefähr 1500 Vereinen lizenziert und nehmen aktiv an Wettkämpfen teil. An den Weltmeisterschaften beteiligen sich jeweils 20 bis 25 Nationen, wobei die mitteleuropäischen Länder an den internationalen Anlässen die meisten Erfolge verbuchen können.
Ausübung
Im Kunstradsport werden Altersklassen in den Disziplinen Einer-, Zweier-, Vierer- und Sechster- Kunstrad gebildet. Die Europameisterschaften werden jeweils in den Juniorenkategorien (14 bis 18-Jährige) ausgetragen, die Weltmeisterschaften sind grundsätzlich für Junioren und Aktive (ab 14 Jahren) zugänglich. In der Schweiz werden diverse Wettkämpfe auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene mit unterschiedlichen Zulassungsbedingungen und Disziplinen ausgetragen.
Fahrfläche
a) Länge | = 12.0 bis 14.0 Meter |
b) Breite | = 09.0 bis 11.0 Meter |
c) Innenkreis Durchmesser | = 0.5 Meter |
d) Mittelkreis Durchmesser | = 4 Meter |
e) Aussenkreis Durchmesser | = 8 Meter |
Bei internationalen Wettkämpfen muss die Fahrfläche der Maximalgrösse entsprechen.
Altersklassen
Disziplin | Alter | Fahrzeit |
Schüler/-innen U11 | bis 10 Jahre | 5 min |
Schüler/-innen U13 | bis 12 Jahre | 5 min |
Schüler/-innen U15 | bis 14 Jahre | 5 min |
Junioren/-innen | bis 18 Jahre | 5 min |
Elite | über 18 Jahre | 5 min |
Fahrzeit und Höchstübungszahl
Schüler/-innen aller drei Kategorien sowie auch die Junioren und die Elite haben 5 Minuten Zeit ihre Kür (Übungsprogramm) zu Ende zu fahren.
Für jede Kategorie ist eine maximale Anzahl an Übungen festgelegt. Bei den Schüler/-innen sind dies 25 Übungen im Einer-Kunstradfahren und 22 im Zweier-Kunstradfahren.
Bei allen Fahrern über 14 Jahren (Junioren/Juniorinnen und Elite), sind 30 Übungen im Einer-Kunstradfahren und 25 Übungen im Zweier-Kunstradfahren zu fahren.
Das Kunstrad
Der Rahmen des Kunstrades ist völlig anders aufgebaut als derjenige eines normalen Strassenfahrrades. Es hat einen gebogenen Lenker und Starrlauf, was das Rückwärtsfahren ermöglicht. An den Radachsen befinden sich sogenannte Dornen, die man für bestimmt Bilder benötigt.
Kür
Die Kür besteht aus unterschiedlich schweren Übungen, je nach Können des Fahrers. Jede hat eine, in einer Übungstabelle festgehaltene, Schwierigkeits-Punktzahl. Man darf nur Übungen fahren, die in dieser Tabelle beschrieben sind und diese dürfen jeweils nur einmal gefahren werden. Grundsätzlich fährt man eine Runde um den Viermeterkreis, zusätzlich gibt es aber auch Wechselrunden in Form einer 8.
Man zählt die Schwierigkeits-Punkte aller Übungen zusammen und erhält somit eine Punktzahl. Von dieser eingereichten Punktzahl werden im Verlaufe der Kür, Fehler oder Unsicherheiten mit Punkteabzug bestraft. Die Wertung übernimmt ein Kampfgericht, welches nach Schwierigkeit und Ausführung wertet.
Fahrweise, Ausführungsart
Die richtige Fahrweise und Ausführungsart ist in den jeweiligen Übungs- und Figuren- Erläuterungen der entsprechenden Disziplinen beschrieben. Bei Abweichungen zwischen Text und Zeichnung ist immer der Text massgebend. Während der Kür muss, die auf dem Wertungsbogen eingereichte Reihenfolge der Übungen eingehalten werden. Einzige Ausnahme, die nicht geahndet wird, ist im Zweier Kunstradfahren der Wechsel von Zwei Rädern auf ein Rad.
Zusammensetzung des Kampgerichtes
Bei internationalen Wettkämpfen und Landesmeisterschaften:
1 Kampfrichter als Obmann
3 Kampfrichter als Ansager
3 Kampfrichter als Schreiber
1 Kampfrichter (mit nationaler Lizenz) als Zeitnehmer.
Ansager und Schreiber müssen die gleiche Sprache sprechen. An einem Tisch sitzen immer ein Ansager und ein Schreiber, wobei der Schreiber die Übungen im Voraus ankündigt, damit der Ansager weiss, dass die Reihenfolge eingehalten wird. Am Ende jeder Übung fällt der Ansager sein Urteil, und der Schreiber schreibt den Abzug zum betreffenden Bild.
Bewertung der Kür
Während der Sportler seine Kür in der Richtigen Reihenfolge präsentiert, schreibt das Kampfgericht bei jedem unsauber ausgeführtem Bild die Abzüge hinter die Wertpunktzahl des Bildes. Es hat dazu folgende Möglichkeiten:
a) Ausführungswertung:
- Kreuz: kurze Unsicherheit bei der Ausführung; Streckfehler bei Armen und Beinen; ruckartiger Tritt; usw.
= 0.2 Punkte Abzug
- Welle: grosse Unsicherheit (z.B. Rudern mit den Armen); Überfahren des Viermeterkreises bei der Runde; Ungleich grosse Wechselrunden; Überfahren der Flächenbegrenzung; usw.
= 0.5 Punkte Abzug
- Strich: Anfassen und Wiederloslassen des Lenkers oder Rades bei freihändigen Übungen; Senken und Wiederanheben der Vorderrades bei Steigerübungen; kurze Bodenberührung; Abstützen am Partner (im Zweier); usw. = 1 Punkt Abzug
- Kreis: Sturz oder Bodenstand; Festhalten an Gegenständen oder Personen, die nicht zur Mannschaft gehören; usw. = 2 Punkte Abzug
b) Schwierigkeitswertung:
- 10 % Abzug des Bildwertes: wenn bei einem BIld weniger als zwei Meter zu einer ganzen Runde fehlen.
- 50% Abzug des Bildwertes: Wenn mehr als zwei Meter, aber weniger als eine halbe Runde zu einer vollständigen Runde fehlen; Wenn Übergänge im Zweier nicht gleichzeitig ausgeführt werden.
- 100% Abzug des Bildwertes: Wenn ein Bild, das in der Kür steht, nicht gefahren wird; Wenn ein Bild weniger als eine halbe Runde lang gefahren wird; Wenn die Reihenfolge in der Kür nicht stimmt.
Auswerten der Wertungsbögen
Man rechnet zuerst den Abzug der Ausführung aus, indem man alle Punktabzüge für Kreuze, Wellen, Striche und Kreise zusammenzählt. Dann rechnet man bei jedem Bild, das einen Abzug in der Schwierigkeit bekam, die jeweilige Prozentzahl aus und rechnet alle zusammen. Nachdem Ausführung und Schwierigkeit zusammengezählt worden sind, kann man den Gesamtabzug von der eingereichten Punktzahl abziehen und erhält die ausgefahrene Punktzahl.